Auch wenn die Bayerischen Staatstheater aufgrund der weltweiten Corona Pandemie vorerst bis 28. Februar 2021 geschlossen bleiben müssen, will Gärtnerplatztheater-Intendant Josef E. Köpplinger seinem Publikum die aktuellen- & Repertoire-Stücke nicht vorenthalten und streamt diese live aus dem Theater. Heute am Programm: Viktoria & ihr Husar.
Am 16. Juni 2016 war die Welt noch in Ordnung. Gemeinsam mit meiner Familie fuhr ich damals nach München zur Premiere von Paul Abrahams „Viktoria und ihr Husar“ unter der Regie von Josef E. Köpplinger ins schöne Prinzregententheater. Mein damaliger Schwiegersohn Josef Ellers feierte an diesem Tag seine Premiere in der Rolle des Janczy. Ein Freund aus guten, alten Zeiten, Gunther Gillian, spielte den sibirischen Lagerleiter Leutnant Petroff und Peter Lesiak (in der Rolle des Graf Ferry Hegedüs auf Doroszma) kannte man ja längst aus diversen Aufführungen an der Wiener Volksoper.
Ja, am 16. Juni 2016 war die Welt noch in Ordnung. Nach einer farbenfrohen und höchst kurzweiligen Aufführung, die sich beinahe wie ein „Sing-a-long“-Abend anfühlte, regnete es minutenlangen, stürmischen Applaus. Anschließend ging es im gleichen Haus zu einer rauschenden Premierenfeier, wo man mit den Stars des Stückes bis spät in die Nacht abfeierte. Noch auf unserem Heimweg zurück nach Wien summten wir gutgelaunt die Hits „Meine Mama war aus Yokohama“, „Ungarland“, „Rote Orchideen“, „Ja so ein Mädel“, „Mausi“ und „Nur ein Mädel gibt es auf der Welt“.
Anstatt heute wieder in München den schönen Klängen Paul Abrahams im Theater lauschen zu können, sitze ich zu Hause vor dem Computer und sehe mir Josef Ellers und Co via Live-Steam an, wie sie singen, tanzen und uns mit ihrer Darstellung berühren. Und bin froh, dass Intendant Köpplinger uns diese Möglichkeit der Unterhaltung bietet.
Als am 21. Februar 1930 die Uraufführung von »Viktoria und ihr Husar« am Hauptstädtischen Operettentheater Budapest über die Bühne ging, war die große Operettenära bereits vergangen, Revue-Theater und Kinofilm hatten sich das Unterhaltungsmonopol gesichert. Mit einer gekonnten Synthese zwischen Exotismus, ungarischem Kolorit, teils filmischer Dramaturgie und amerikanischen Jazz-Klängen gelang es Paul Abraham und seinen Librettisten Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda, die totgeglaubte Gattung neu zu beleben.
Ich selbst bin mit Oper und Operette im Grazer Opernhaus aufgewachsen und verstehe die Abneigung vieler Menschen gegen dieses Genre nicht. Operette und Musical sind für mich gleichwertig hohe Darbietungen wie ein Theaterstück oder eine Oper. Die Darsteller müssen singen, tanzen und spielen können, alles zur gleichen Zeit. Sie führen uns in eine andere Welt, in eine andere Zeit und wollen nichts mehr als uns vom grauen Alltag ablenken – und unterhalten.
„Das Staatstheater am Gärtnerplatz bringt »Viktoria und ihr Husar« in einer Zeit zur Aufführung, in der tausende Menschen heimatlos geworden sind und einer unsicheren Zukunft entgegensehen, einer Zeit, in der Begriffe von Nähe und Ferne, Heimat und Fremde sowie von Traum und Wirklichkeit neu überdacht werden müssen. Und das Theater will träumen und Räume erzeugen, in denen Utopie noch möglich werden, auch wenn
die Umstände anderes erwarten lassen. Es will von der Möglichkeit des Guten erzählen – vom Guten in der Welt und vom Guten in jedem Menschen“
INHALT
Der ungarische Husarenrittmeister Stefan Koltay (Daniel Prohaska) befindet sich nach dem Ersten Weltkrieg in russischer Kriegsgefangenschaft und wartet auf seine Hinrichtung. Leutnant Petroff, der Lagerkommandant (Gunther Gillian), will sich vor der Hinrichtung der beiden Ungarn Janczys Geige aneignen. Dieser aber lässt sich sein geliebtes Instrument selbst angesichts des Todes nicht nehmen. Daraufhin lässt sich Petroff die Geschichte Koltays erzählen, andeutend, dass er die beiden Verurteilten gegebenenfalls freiließe, sollte ihm die Geschichte zusagen, und Koltay beginnt mit seiner Geschichte über die Liebe zu einer Frau namens Viktoria.
Anschließend gelingt ihm gemeinsam mit seinem Burschen Janczy (Josef Ellers) die Flucht. Über Japan will er zurück in seine Heimat und zu seiner Geliebten Viktoria (Alexandra Reinprecht) gelangen. Viktoria, die Koltay tot glaubt, ist mittlerweile jedoch die Gattin des amerikanischen Gesandten Cunlight (Erwin Windegger), mit dem sie in Tokio lebt. Dort trifft das einstige Liebespaar nicht nur wieder aufeinander, sondern auch auf viele andere Gestalten. Ob die beiden nach vielen Verstrickungen wieder zueinander finden? Wer weiß!?
HIER GEHT’S ZUM LIVE-STEAM
https://www.gaertnerplatztheater.de/de/start/index.html
BESETZUNG
Musikalische Leitung: Tobias Engeli / Oleg Ptashnikov
Regie: Josef E. Köpplinger
Choreografie: Karl Alfred Schreiner
Bühne: Karl Fehringer, Judith Leikauf
Kostüme: Alfred Mayerhofer
Licht: Josef E. Köpplinger, Michael Heidinger
Video: Meike Ebert, Raphael Kurig
Choreinstudierung: Felix Meybier
Dramaturgie: David Treffinger
Leutnant Petroff, Kosak und Lagerleiter in Sibirien: Gunther Gillian
Stefan Koltay, Husarenrittmeister: Daniel Prohaska
Janczy, sein Bursche: Josef Ellers
Unteroffizier Krutow, Lageraufseher: Uwe Thomsen
John Cunlight, amerikanischer Gesandter: Erwin Windegger
Gräfin Viktoria, seine Frau: Alexandra Reinprecht
Graf Ferry Hegedüs auf Doroszma, Viktorias Bruder: Peter Lesiak
O Lia San, Ferrys Braut: Julia Sturzlbaum
Riquette, Viktorias Kammerfrau: Katja Reichert
Bela Pörkölty, Bürgermeister von Doroszma: Stefan Bischoff
James, Butler von Cunlight: Alexander Bambach
Chor, Ballett und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Dauer: 105 Minuten
FOTOGALERIE
STÜCKEINFÜHRUNG
TRAILER
STAATSTHEATER AM GÄRTNERPLATZ
Gärtnerplatz 3 I 80469 München
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