Die Highlights der Saison am Theater in der Josefstadt 2019
Ein vielfältiges Theaterjahr neigt sich dem Ende zu! Ein Spieljahr voll von berührenden Momenten, verwunderlichen (Polit-) Ereignissen und spannenden Theaterstunden.
Abwechslungsreiche und bunte Geschichten sind es, die das Leben unterhaltsam und lebenswert machen. Geschichten, die wir nicht nur im Alltag erleben, sondern auch jene, die wir abseits davon erleben: im Theater!
Wir lassen die (subjektiv!) besten Stücke noch einmal Revue passieren:
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Eine Kriminalkomödie von Robert Thomas
Acht Frauen
Mit Bühnenmusik von Franz Wittenbrink
Herbert Föttinger hat ein Gespür für gute Stoffe und starke Frauen. So brachte der Josefstadt-Hausherr am 8. November 2018 erneut einen Filmklassiker auf die Bühne der Kammerspiele. Die Französische Krimi-Komödie „Acht Frauen“ punktete vor allem durch ein gut geführtes, amüsant durchtriebenes Damenensemble.
Föttingers Frauen können hier dennoch locker mit Kalibern wie Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart oder Fanny Ardant mithalten. Chapeau!
Ein amüsantes Krimi-Abenteuer mit viel „Gute-Laune-Faktor“.
Tipp: Sehenswert!

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David Schalko
Toulouse
Österreichische Erstaufführung
David Schalkos gallbittere Tragikomödie unter der Regie von Torsten Fischer: eine Eheschlammschlacht der besonderen Art und bildschön inszeniert.
Ein nahezu perfektes Dialog-Timing von Sona MacDonald und Schulte lässt dabei die ein oder andere Länge im Siebzigminüter elegant verkürzen.
Tipp: Sehenswert!

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Franz Werfel / Janusz Kica
Jacobowsky und der Oberst
Herbert Föttinger und Johannes Silberschneider brillieren in Franz Werfels letztem Stück. Die problematische Beziehung der beiden ist Kern dieser Komödie. Herbert Föttinger darf als missmutiger Oberst alle Register des bösartigen, aber umso witzigeren Grants mit polnischem Kunstakzent ziehen.
Das ganze Ensemble, aber ganz besonders Silberschneider und Föttinger machen Werfels tiefsinnigem Stück alle Ehre. Ein erfrischend gelungener Theaterabend, der zeigt, dass Humor und Intelligenz sich bestens vertragen.
Tipp: Absolut Sehenswert!

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Uraufführung
Heimito von Doderer / Nicolaus Hagg
Die Strudlhofstiege
Die Josefstadt startete im Herbst mit Heimito von Doderers Mammutwerk „Die Strudlhofstiege“ in die neue Spielzeit. Regie führte Erfolgsregisseur Janusz Kica, der unumstritten zu Föttingers Lieblingsregisseuren avanciert ist. Für die Bühnenfassung zeichnete Nicolaus Hagg verantwortlich.
Ein ausgezeichnetes Ensemble welches das „Anti-Bühnenstück“ leider nicht zur Gänze retten konnte. Den Schauspielern selbst hätte mehr Applaus zugestanden.
Grandiose Darstellerleistungen.
Tipp: Ein tolles Ensemble. Sollte man gesehen haben

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Uraufführung
Arman T. Riahi, Aleksandar Petrović und Faris Rahoma
Die Migrantigen
Nach dem großen Kinoerfolg von 2017 brachte Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger die krass sympathische Ausländerkomödie „Die Migrantigen“ auf die Bühnenbretter der Kammerspiele. Regie bei der Bühnenversion von Arman T. Riahis, Aleksandar Petrovic‘ und Faris Rahomas Erfolgsfilm führte der in Thessaloniki geborene Theaterregisseur Sarantos Georgios Zervoulakos.
Herbert Föttinger hat wiedermal bewiesen, dass Film auch auf der Bühne funktionieren kann. „Die Migrantigen“ passen so herrlich zu den Kammerspielen, wie der Naschmarkt zu Wien. Man kann davon ausgehen, dass die rasante Komödie zum Renner der Saison wird. Kammerspiel-Bäm, Oida!
Ein Top-Ensemble, das vor Spielfreude nur so sprüht! Verdiente Standing Ovations und langer Applaus für einen durch und durch gelungenen Theaterabend.
Tipp: Unbedingt ansehen – das macht gute Laune!

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Johann Nestroy
Einen Jux will er sich machen
Ein Top-Ensemble mit Burgstar Johannes Krisch, tolle Kostüme, tolles Bühnenbild und viel Spielfreude.
Tipp: Sehenswert – allein schon des Bühnenbildes und der Kostüme wegen!

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Deutschsprachige Erstaufführung
Agatha Christie/Ken Ludwig
Mord im Orientexpress
Hercule Poirot-Interpretationen gibt es so einige: Da waren zum Beispiel Albert Finney, Peter Ustinov und Kenneth Branagh, um nur einige zu nennen. In der deutschen Erstaufführung darf nun Siegfried Walther dran. Die Rolle ist ihm auf den Leib geschneidert. Mit einer feinen Prise aus Humor und Charme legt er den sonst so arroganten Krimidetektiven an. Da stört auch kein Versprecher. Im Gegenteil, es macht den schnauzbärtigen Belgier gleich noch sympathischer.
Man hat beinahe das Gefühl selbst Fahrgast im von Schneetreiben umgebenen Orient-Express zu sein. Erfolgsregisseur Werner Sobotka hat gut gearbeitet, das Bühnenbild von Walter Vogelweider ist ein Traum. So mancher Schauspieler hier zwar nicht zu seiner Höchstform auflaufen -Ein Renner ist es allemal.
Tipp: Sehr Sehenswert! Tolles Bühnenbild!

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Anton Tschechow
Der Kirschgarten
Zugegeben, etwas gewöhnungsbedürftig war es Anfangs schon, sich Tschechows gemeinhin eher traditionell inszeniertes Werk in einem so vollkommen neuem Gewand anzusehen. Und das an der Josefstadt! Dennoch hat Niermeyers voll von heiterer Ironie sprühende Inszenierung etwas Magisches an sich. Lässt sie doch buchstäblich die Puppen tanzen.
Wenngleich die Inszenierung doch ein wenig abgefahren ist, schafft Amélie Niermeyer Dank eines famosen Ensembles der Spagat zwischen Tradition und Moderne. Und das ist doch immerhin die Grundaussage des Stückes.
Die Highlights sind unbestritten Absenger und Schenk, als zwei verzweifelt „vergessene“ Gestalten in einer emotional so oberflächlichen Welt. Und: wer weiß wie oft man den alten Josefstadt-Doyen noch so spielen wird sehen können.
Verdienter Applaus!
Tipp: Absolut Sehenswert – nicht nur wegen Otto Schenk!