Jetzt heißt es Buch statt Liegen reservieren! Der Sommer ist vorbei, man braucht auch nicht mehr heimlich in der Nacht an den Pool zu schleichen, um auf der handtuchmarkierten Sonnenliege über Susanne Kristeks erstes (Anti-)Urlaubs-Buch rund um den „sandalösen“ Liegen-Reservierer zu schmunzeln. Im Handel erhältlich ab 3. Oktober.

Deutsche sind reiselustig, ordnungsliebend und im Urlaub manchmal peinlich. Susanne Kristek erzählt in ihrem ersten Buch „Nur die Liege zählt. Unter deutschen Palmen“ über deutsch-österreichische Urlaubsklischees – aus Sicht einer Urlaubsintegrationstraumatisierten.
Deutsche haben keinen Humor! Die Österreicher schon! Dieses Klischee ist mit Sicherheit eines der häufigsten, die man zwischen dem „Kraut-Teutonen“ und dem Homo Austriacus in Verbindung bringt. Dabei ist der Deutsche doch per se schon ein einziger Comedy Club. Während man die Deutschen mit „Weiss-oder Currywurst, Oktoberfest und bayerischen Fussballgöttern“ in Verbindung bringt, beschränkt sich diese „liebevolle“ Verallgemeinerung bei uns Alpenrepublikanern zumindest noch auf „Mozart, Skifahren, Kängurus und Arnie Schwarzenegger“.
„Der deutsche (Voll-)Koffer“
Der deutsche Tourist samt Deuter Rucksack und Funktionskleidung: ein absolutes (Alp-)Traumteam! Egal ob in den Bergen, im Restaurant, am Dönerstand oder am Strand. Das Ticket längst schon ausgedruckt und in Plastikfolie gewickelt, damit die Senfflecken nicht so dolle sind. Die nagelneue Sonnencreme griffbereit im Schritt und dazu noch eine ganze Lagerhalle an Arzneikram im Hartschalen-(Voll-)köfferchen von Muddi Beimer. Wer mit Deutschen unterwegs ist, dem kann nichts, absolut NICHTS passieren! Außer ein bisschen Fremdschämen und Sonnenbrand vielleicht.
Die Mehrheit der Deutschen schämen sich übrigens für die eigenen Landsleute – im Urlaub! Egal wo auf der Welt, ER ist schon da: der typisch Deutsche. Auch Österreicher verreisen gerne und häufig. Klar, dass man sich da auf Reisen ständig begegnet. Und das gilt nicht nur auf Malle, in „Lieg-nano“ oder „Tschesolo“. Auch in Thailand bleibt man natürlich nicht verschont vom „sandalösen“ Liegen-Reservierer. Dabei müssen wir Deutschsprachigen noch gar nicht mal den Mund aufmachen, um unsere Herkunft zu bekunden. Knorke, wa?
Was die Welt über deutsche Urlauber denkt:
Die Welt schämt sich für den deutschen Touristen. Der Deutsche schämt sich für seine eigenen Landsleute, zumindest im Urlaubsland. Der Österreicher mag alles, nur nicht als Deutscher abgestempelt werden: „Sag I am End da Wöd voll Holz –I am from Aus-tree-a“ (Zitat S. Kristek, FB). Im Unterschied zum Deutschen schimpft der Ösi-Bundesländer grundsätzlich über alles Wienerische. Sobald er jedoch in der Ferne ist, verwandelt er sich zum stolzesten Repräsentanten der könig-kaiserlichen Bundeshauptstadt. „Vienna – it’s so beautiful, you HAVE to go there!“ Geht es ums liebe Bier verhalten wir uns brüderlich: „Net schlecht. Oba dahoam schmeckt’s oafach bessa!.“
„Deswegen liege ich jetzt wieder schneeweiß auf meiner Liege unter Palmen. Farblich bin ich eins mit dem hellen Sandstrand und der cremefarbenen Aufliege der Liege. Ohne das bunte Handtuch würde am Ende gar keiner sehen, dass da schon länger wer liegt …„
Aus Susane Kristeks „Nur die Liege zählt“
Die Liege „klauen“? Richtig gelesen. Schon Siegmund Freud schrieb dem Deutschen eine unumstößliche Schwarzmalerei zu („Der Deutsche erwartet grundlegend immer das Schlechteste!“). Um so den „worst-case“ bereits im Vorfeld zu verhindern, beansprucht der Deutsche die Liege ergo ganz für sich. Er markiert sie mit seinem bildbedruckten Frotee-Handtuch, als wäre es sein ureigenster Besitz. Nur, um seinen Wunsch nach Kontrolle zu befriedigen. Kontrolle? Kennen wir Österreicher nicht.

Dem „Hausmeisterstrand“ verbunden sind wir jedoch beide: „I fahr nach Lignano. Is eh‘ net so klass. Und sauteuer. Das Meer ist a dreckig. Und Algen überall. Aber irgendwie hat’s halt an Urlaubsflair.“ Während der Deutsche die Sonnencreme stets wie der Ami seine Waffe bei sich trägt (Bräunungsstufe: irischer Haut-Krebs) ist der Urlaubs-Österreicher nicht ganz so zimperlich wie sein deutscher Freund. Aber er kommt nahe dran: Die Bräunungsstufen „Pharao“ und „Verbrannter Toast“ sieht man bei ihm nicht nur im Sommerurlaub. Der Grad der Sonnenbräune verschafft ihm daheim noch immer Ansehen und Status (zumindest in bestimmten Kreisen!). Und sei es nur die Sonnenbräune von der Alten Donau: „Was ich schon für eine schöne Farbe hab! Da werden die daheim wieder schön neidisch werdn!“
„Sicherheitshalber habe ich mir die Farbe daheim dann doch wieder abgewaschen. Der volle Farbton entwickelt sich nämlich beim Airbrush-Tanning erst nach sechs bis acht Stunden. Mir hat der Sprühbart schon gereicht, ich wollte bei der Passkontrolle in Thailand keinen Vollbart rechtfertigen müssen.„
Was Susanne Kristek denkt:
Ich bin aufgewachsen in der Oststeiermark und sozialisiert in Wien, doch mein inneres Betriebssystem ist ein deutsches. Das merke ich vor allem, wenn ich dem Gatten beim beruflichen Telefonieren zuhöre. Was der rumschwafelt, bevor er zum Punkt kommt! Ich hingegen lege gerne gleich los. Problem – Überblick – Analyse – Lösung. Oder auch keine Lösung. Nachher sehr gerne noch tratschen, aber zuerst die Arbeit. Dann das Spiel.
Ich habe da noch ein paar andere deutsche Eigenheiten. Ich esse gerne pünktlich und rechtzeitig. Nicht wie die Spanier, mitten in der Nacht. Ich liebe Butterbrezen, die »Lindenstraße« und deutschen Schlager. Ich lese fast nur deutschsprachige AutorInnen mittleren Alters und wäre auch sehr gerne selbst eine gefeierte deutschsprachige Autorin. Das Einzige, was ich bisher diesbezüglich erreicht habe, ist das mittlere Alter.
Und: Ich bin offen bekennende Liegenreserviererin. Ja, ich weiß. Man macht das nicht. Nicht mehr. Aber man klatscht auch nicht mehr nach einer erfolgreich absolvierten Landung. Ich halte diese Tradition trotzdem hoch und finde speziell unter deutschen Reisenden stets begeisterte Mitklatscher. Ich mag die Deutschen. Deswegen ist mein bevorzugtes Urlaubsland auch Deutschland.
Ausschnitt aus Susanne Kristeks „Nur die Liege zählt“

„Nur die Liege zählt“ ist Susane Kristeks unumstößliche Liebeserklärung an die Deutschen. Die omnitalentierte Werbe-und Marketinglady mit Hang zu deutsch-österreichischem Humor (ja, den gibt es wirklich!) wurde 1974 in der Oststeiermark geboren, ist Ehefrau, Mutter und Schreibtalent. Auf „Superklumpert“ ( https://superklumpert.com/ ) findet man jede Menge ihrer kuriosen Alltagsgeschichten und Beobachtungen. Hauptberuflich leitet die junggebliebene 46-Jährige mit der (hach, wer kennt sie nicht) obligatorischen Rechtschreibschwäche, deren Lieblingstier der Lachs ist, eine Agentur für Verkaufsförderung & Mystery Shopping in Wien. Wobei ich da jetzt schon eine ganz große AutorINNenkariere vor mir sehe.

Biografie
Die Autorin Susanne Kristek, 1974 in der Oststeiermark geboren, lebt in Wien, ist verheiratet und Mama einer neunjährigen Tochter. Seit 1993 ist sie in der Werbe- und Marketingbranche tätig und leitet eine Agentur für Verkaufsförderung und Mystery Shopping. Auf ihrem Blog www.superklumpert.com erzählt sie lustige Alltagsgeschichten, schreibt für das Pfarrblatt der Pfarre Breitensee in Wien und für den motorradreporter.com.
Kristek ist die Erfinderin und Initiatorin der ersten „Lesebühne zum Mitsingen“, wo sie gemeinsam mit Musiker Clemens Schaller prominente Gäste für Lesungen in das älteste noch bespielte Kino der Welt einlädt. Zwischen den vorgetragenen Texten werden thematisch passende Songs gespielt und das Publikum darf mitsingen, Massenkaraoke!
Susanne Kristek tritt regelmäßig auch bei anderen Lesebühnen und Literaturveranstaltungen in Wien und Berlin auf und absolvierte 2020 die Leondinger Akademie für Literatur.
Ab Oktober 2020 moderiert sie gemeinsam mit Andy Zahradnik das „Austro Podkastl“, einen Podcast von Sony Music Österreich über Musik aus Österreich.
Zeitgleich erscheint im Oktober ihr erstes Buch. „Nur die Liege zählt“ im Milena Verlag.
„Ich finde es ja prima, direkt mit dem Handtuch am Strand zu liegen. Ohne Liege. Weil da ist immer erste Reihe fußfrei zum Meer und ich habe keinen Stress mit dem Reservieren der Liegen.„
Aus Susanne Kristeks „Nur die Liege zählt“
Inhalt
Endlich der ersehnte Urlaub! Es ist Weihnachten und Vater, Mutter, Kind fliegen nach Thailand. Im Club unter 400 Deutschen erlebt die österreichische Kleinfamilie die drolligsten Abenteuer, es gibt Kartoffelsuppe, Sänger Sash sitzt am Nebentisch und Mutter Susanne kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Der ersehnte Badeurlaub zu Weihnachten in Thailand soll der ganzen Familie etwas bringen. Das Kind soll neue Kulturen kennenlernen. Der Gatte zur Ruhe kommen und Kräfte sammeln. Wenige Tage vor Weihnachten wurde seine Firma verkauft. Aber ein echter Betriebsrat lässt sich nicht abschütteln. Der Kampf beginnt, aber auch erste Zweifel tauchen auf und die Frage: Kann man mit Mitte 40 nochmal ganz neu durchstarten? Als DJ? Mutter Susanne freundet sich mit immer mehr Hotelgästen an, besonders die Gäste aus Sachsen haben es ihr angetan, der gemeinsame Dialekt verbindet. Und dann wäre auch noch die beste Freundin, frisch geschieden und neu auf Tinder, ihre täglichen Updates per Whatsapp regen Susanne so richtig auf.
„Die Menschheit fliegt ins All. Aber die Sache mit den Strandliegen hat noch keiner schlau in den Griff gekriegt.“
Österreicher und Deutsche, alles Walzer, alles Club, alles inklusive! Das urkomische Urlaubsreisebuch für Daheimbleiber (und aber auch Fortflieger!).

Erscheint September 2020
€ 22.00
ISBN 978-3-903184-61-9
Buchbestellung unter: https://www.milena-verlag.at/index.php?item=literatur&show_details=263
Leseprobe
Gucke Sie, die Klo ist da draußen
Als wir heute im Transferbus zum geführten Bootsausflug fahren, merke ich an, ob wir nicht vielleicht auch mal etwas richtig Abenteuerliches wagen sollten. So mit Moped und Rucksack wild durchs Land. Ich denke dabei zuerst an das wilde Leben von Uschi Obermaier im Schuh-Bus und dann an meine insektenabweisende Multifunktionsjacke im Hotelzimmer. Nach der ersten Klopause bei einer Tankstelle verwerfe ich die Idee wieder. So schlecht sind deutsche Standards vor allem im Hygienebereich nun doch wieder nicht …
Am Hafen werden wir auf unser Ausflugsboot eingecheckt. Unser Boot hat einen deutschsprachigen Reiseleiter. Ein sehr sympathischer Thai namens Ali. »Wie Muhammed Ali«, sagt er. »Ich bin euer Bodyguard! Hihiiiii!«
Mir gefällt vor allem das große Plakat mit der ISO-Zertifizierungsnummer, das riesengroß am Boot dranhängt. So was mögen wir Sicherheitsreisenden sehr gern. Und dann folgt auch gleich Alis Security-Einschulung. Auch so was mögen wir gern. Ich bin im Flugzeug immer der einzige Passagier, der aufmerksam die Sicherheitseinweisung des Kabinenpersonals verfolgt. Und der sich auch immer mit einem kurzen Griff unter den Sitz vergewissert, dass da auch wirklich Schwimmwesten sind. Ich begrüße den Trend nicht, dass die Anweisungen inzwischen mehrheitlich vom Monitor abgespielt werden. Ich hätte lieber jemanden persönlich vor mir, für den Fall, dass Fragen auftauchen.
»Bitte jetzt alle Schwimmwesten anziehen«, weist uns Muhammed Ali an. Ich habe meine natürlich längst an und bin nun dabei, alle drei Verschlussstellen enger zu stellen. Sicher ist sicher. Seit meinem Schwimmwesten-Trauma nehme ich das alles sehr ernst.
Es war auf meiner Kreuzfahrtschiff-Expedition letztes Jahr. Als ich irgendwo in spanischen Gewässern meine Innenkabine ohne Fenster bezog, hörte ich, wie auf dem Gang ein kleiner Tumult entstand. Ich schaute aus meiner Miniatur-Kabine raus und sah, dass alle Menschen in eine Richtung liefen. Ein Großteil davon trug Schwimmwesten. Auf einem Schiff auf hoher See kommt da nicht zwingend das erhoffte Gefühl von Erholung und Entspannung auf. Also lief ich der Horde an Schwimmwestenträgern hinterher. Die hatten viel Vorsprung, und Gänge auf Kreuzfahrtschiffen können ganz schön lang sein. Irgendwann, als ich sie eingeholt hatte, tippte ich einen an oder zog an seinem Schwimmwesten-Schnürl, so genau weiß ich das nicht mehr, auf jeden Fall war es ein sehr aufgeregter junger Mann um die achtzig. »Sie müssen zu Ihrem Treffpunkt!«, rief er. Mir war nicht klar, was das bedeuten sollte. »Was für ein Treffpunkt?«, fragte ich. »Der steht auf Ihrer Schwimm-weste!«, rief er. »Ich habe aber keine an«, sagte ich. »Ja, das sehe ich!«, rief er. Einstweilen wurden wir schon fast von einem nachdrängenden Schwall Rettungswestenträgern überrollt. Ich hielt panisch Ausschau, ob bereits irgendwo Wasserflecken sichtbar waren. »Die finden Sie in Ihrem Kasten!«, rief er mir abschließend noch zu. Dann wurden wir getrennt. Ich musste jetzt gegen den Strom laufen, in die Bestimmtheit hinein, dadurch wahrscheinlich den letzten Platz im Rettungsboot zu verlieren. Aber die Wahl zwischen kein Rettungsboot versus keine Schwimmweste ist wie zwischen Pest oder Cholera. Zum Glück stellte sich das Spektakel als verpflichtende Seenotrettungsübung heraus. Also wenigstens keine Lebensgefahr.
Inzwischen ist Ali bei der Klo-Einschulung angekommen. »Meine Dame und Herre, gucke Sie, die Klo ist da draußen!« Ali zeigt hinaus aufs weite Meer. Dann lacht er wieder laut auf. »Hihihi, Muhammed Ali hat gemacht eine Scherze!!!«
Nach zehn Minuten haben wir den Hafen auch schon verlassen und sitzen aufgereiht in schöner oranger Schwimmwesteneinheit.
»So. Jetzt alle ausziehen«, sagt Ali ernst.
Was wird das? Ich schaue verzweifelt den Gatten an. Haben wir das Kleingedruckte nicht gut gelesen und einen FKK-Bootsausflug gebucht? Auf den Spuren der Freikörperkultur durch die Weiten des Meeres, oder was?
Ali lacht laut auf. »Haha, die Schwimmwesten, meine ich! Die können Sie jetzt alle wieder ausziehen!«
Offenbar war das Anlegen der Westen nur ein symbolischer Akt für die Hafenbehörde. Ich will nicht der einzige Schwimm-westi sein und lege auch ab. Ungern, aber wird schon passen. Sind ja ISO-zertifiziert. Außerdem, wir fahren zu den James Bond-Inseln. Ich mein, James Bond hat sicher niemals Schwimmwesten getragen, oder? »Bootsausflug mit Kajak-Tour zu den James-Bond-Inseln«, stand im Schaufenster vom Reisebüro im Club. Für mich klang das nach der perfekten Mischung aus Abenteuer und ausreichend Möglichkeit, Instagram-taugliche Star-Selfies zu schießen. Immerhin bin ich dort, wo James Bond war.
Ali ist grad mitten im Sachunterricht. Ebbe und Flut sind das aktuelle Thema. Und dass wir nur zu einer bestimmten Phase in die Höhlen paddeln können.
Kurz danach liege ich flach auf dem Rücken in einem Kajak und stelle die Atmung ein. Zwischen mir und dem Kalkstein oberhalb sind maximal 5 cm frei. Ab und zu leuchtet die Stirnlampe von Ali kurz drauf. Ansonsten ist es stockfinster. Und ich spüre deutlich, das Maximum an Abenteuer im Urlaub ist hiermit für mich erreicht.
Ali lacht und ruft laut aus: »Wir sind gleich drin in der Hölle!«
Ein Wort falsch betont, und alles ist vorbei.
Und weil’s so lustig ist noch ein absolut klischeefreies Video über den deutschen Touristen: