Ein kurzes Drama über Gott und die Welt.
Benjamin Knöbls neuester (Kurz)film „Impetus“ ist eine tiefgründige und bildschöne Liebeserklärung an seine Heimat – das Burgenland. Ich durfte vorweg schon mit Regisseur Knöbl, Hauptdarsteller Markus Freistätter und Nora-Anna Hofmann (Produktionsleitung) über den Film plaudern.
Im·pe·tus/Ímpetus/
1.[innerer] Antrieb, Anstoß, Impuls
2.Ungestüm („ein jugendlicher, revolutionärer Impetus“)
Impetus ist auf das lateinische impetus (das Vorwärtsdrängen) zurückzuführen.
Impetus kann als eine Art Anfangsenergie verstanden werden, die eine Sache in Bewegung setzt.
Der aus dem burgenländischen Marz stammende Filmemacher Benjamin Knöbl (www.bknoebl.com) lebt und arbeitet seit 2015 in Los Angeles. Seinen letzten Erfolg feierte er mit dem Thriller „The Reason for Living“. Seither arbeitet er unter anderem mit Musiklegende Peter Wolf an einer neuen TV Serie, die zurzeit bei verschiedenen Produktionsfirmen und Streaming-Plattformen wie Netflix und Amazon Prime vorgestellt wird.
Aufgrund der Corona-Pandemie kehrte der 30-Jährige im April dieses Jahres vorübergehend nach Österreich zurück und nutzte die Zeit, um in seiner alten Heimat einen philosophisch tiefgründigen Kurzfilm zu drehen – und das vor der Kulisse seiner Heimat, dem Burgenland. Immerhin feiert das Burgenland kommendes Jahr seinen 100. Geburtstag. Als Hommage dafür, ließ Benjamin Knöbl die Kultur, die Landschaft, die Architektur und die Sprache des Burgenlandes mit in das Projekt einfließen.
In Zeiten der weltweiten Corona-Pandemie sind zumindest ein paar Filmemacher und Journalisten in der glücklichen Lage, ihre Arbeit, wenn auch ein klein wenig anders als sonst, weiterhin ausüben zu können. So habe ich den Regisseur des Films, seinen Hauptdarsteller und die Produktionsleiterin des Filmprojekts zu einem überaus kurzweiligen Zoom-Interview geladen und nicht nur spannende Details über die Dreharbeiten erfahren, sondern auch, wie man in Krisen stärker zusammenwächst.
Zu erwähnen sei hier auch die tolle Zusammenarbeit mit dem Burgenland selbst. Das gesamte Impetus-Filmteam war beeindruckt, wie interessiert und hilfsbereit sich die Burgenländer bei diesem Projekt gezeigt haben. Der Film, der im kommenden Jahr unbedingt VOR Publikum bei diversen Film Festivals gezeigt werden soll, wurde neben Eigenmitteln auch von der Aktion „100 Jahre Burgenland“ der burgenländischen Landesregierung gefördert. Es sind aber auch die zahlreichen Unterstützer aus dem Bezirk Mattersburg und die Bewohner vor Ort, die dem Film Requisiten, Sachspenden, Strom und ihre Hilfe zur Verfügung stellten. Bei so viel fruchtbarer Zusammenarbeit sollte man wirklich überlegen, öfter im Burgenland zu drehen.
Für die Bildgestaltung von „Impetus“ verantwortlich ist der österreichische Kameramann Sebastian Thaler, (Sohn von Kameramann Wolfgang Thaler), der seine Ausbildung bei Michael Haneke und Walter Kindler an der Filmakademie Wien absolvierte und sich nicht nur durch zahlreiche heimische Projekte, wie „Vorstadtweiber“ und Filme mit Regisseur Patrick Vollrath, Michael Glawogger und Ulrich Seidl einen Namen gemacht hat, sondern auch bereits zahlreiche internationale Produktionen (u.a. „7500“ mit Joseph Gordon Levitt) filmen durfte. Link: www.sebastian-thaler.com/
Der Film zeigt die anfängliche Sehnsucht eines jungen Novizen nach einer Welt jenseits der Klostermauern aber auch die Signifikanz seiner geistlichen Berufung im Sinne der Gemeinnützigkeit.

PAN·TA RHEI
Alles ist im Werden, in unaufhörlicher Bewegung
ZUM INHALT DES FILMS
Burgenland im Jahre 1927. Frater Paulinus (Markus Freistätter) ist ein junger Novize im kleinen Kloster von Ödenfeld. Er liebt das geordnete Leben, die Gebete und Verpflichtungen. In wenigen Tagen soll er sich mit der Profess, den ewigen Ordensgelübden, für immer an das Kloster binden. Im ehrwürdigen Abt des Klosters (Johannes Seilern), für den die Schöpfungsgeschichte ebenso viel zählt wie die Evolutionstheorie, hat Paulinus seine spirituelle Leitfigur gefunden. Er erkennt die hohe Verantwortung der Kirche gegenüber der Welt. Alles ist stets in Bewegung, und es ist die Aufgabe der Menschen zu lernen, sich zu verändern und weiterzuentwickeln.
Den einzigen regelmäßigen Kontakt zur Außenwelt haben die Ordensleute zu dem jungen Bauernsohn Jakob Manninger (Felix Stichmann), der das Kloster täglich mit Lebensmitteln beliefert. Jakob wird für Paulinus zum Tor in die Welt jenseits der Klostermauern. Und kurz vor der Profess muss Paulinus sich die Frage stellen: Wer bin ich eigentlich und wo gehöre ich hin? Diese wohl wichtigste Entscheidungsfindung in Paulinus’ Leben ist die zentrale Frage von “Impetus”.

ZUM INTERVIEW MIT BENJAMIN KNÖBL, MARKUS FREISTÄTTER & NORA-ANNA HOFMANN
Wenn „Impetus“ ein Roman wäre, wäre es ein Entwicklungsroman.
Benjamin Knöbl über seinen Film
Hillevi: Benjamin, wo kam eigentlich die Idee zu deinem neuen Film her?
Benjamin: Die Idee zum Film ist ein Zusammenspiel aus einem Wunsch und einer spontanen Inspiration. Ich wollte schon lange einen Film drehen, der im Burgenland spielt. Über unser Bundesland gibt es meiner Meinung nach viel zu wenig Filme. Da ich normalerweise in Los Angeles lebe, war dieser Wunsch nicht einfach umzusetzen. Aber dann kam Corona und ich bin seither vorübergehend zurück in meinem Heimatdorf. Nachdem ich schon ein Monat lang hier war und wusste, dass das wohl noch länger dauern würde, kam mir der Gedanke: Vielleicht ist jetzt die Zeit reif einen Film zu drehen, der im Burgenland spielt.
Hillevi: Du bist dann von einem ganz besonderen Ort inspiriert worden.
Benjamin: Genau! Während des Lockdowns habe ich viele Radtouren gemacht und bin eines Tages zufällig beim alten Paulinerkloster von Baumgarten vorbeigekommen. Das ist ein 500 Jahre altes Kloster, das seit 200 Jahren verlassen ist. Trotzdem ist es in hervorragendem Zustand. Es hat mich sofort inspiriert. Danach habe ich mich intensiv mit Klöstern und dem Klosterleben beschäftigt und auch selbst für eine Woche in einem Kloster gelebt und zahlreiche Gespräche mit den Mönchen vor Ort geführt. Aus all dem ist dann die Welt von „Impetus“ entstanden.
Hillevi: Du hast dann also das Drehbuch dazu geschrieben. Den Novizen Paulinus, den gab es aber nicht wirklich, den hast du erfunden?
Benjamin: Das stimmt, die Figur des Paulinus ist keiner realen Person nachempfunden. Er ist aus meiner Faszination für das Ablegen der Profess entstanden. Wenn sich jemand dazu entschließt einem Orden beizutreten, dann muss er dessen Gelübde ablegen und bindet sich damit auf Lebenszeit an den Orden. Ich dachte mir, was passiert, wenn man diese Entscheidung an die Spitze treibt? Daraus ist Paulinus entstanden. Den Namen hat er vom Inspirationsort, dem Paulinerkloster. Jeder Name im Film hat eine bestimmte Bedeutung.
Nora: Es war uns auch wichtig keinen realen Orden, reale Orte oder Personen zu verwenden. Auch der Ort Ödenfeld ist eine Erfindung in Anlehnung an das Kloster, das im Volksmund auch „Ödes Kloster“ genannt wird.
Benjamin: Man denke auch an die ungarische Stadt „Ödenburg“, die ja beinahe die Hauptstadt des Burgenlandes geworden wäre. Die Namen und Orte im Film sind alle neutral, aber doch mit dem Burgenland verbunden.
Hillevi: Wie bist du dann in der Folge auf deinen Hauptdarsteller Markus Freistätter gekommen?
Benjamin: Auf Markus bin ich zum ersten Mal durch den Film „Die letzte Party deines Lebens“ gestoßen. Markus’ Performance ist mir sofort ins Auge gestochen. Nachdem ich mich dann mehr mit ihm und seiner Filmografie beschäftigt hatte, musste ich ihn einfach zum Casting einladen. Ich hatte das Gefühl, er könnte diese feinen Nuancen, die Paulinus im Film ausmachen, gut rüberbringen. Und dieses Können hat er dann beim Casting auch gleich bewiesen.

Hillevi: Und Markus bringt ja tatsächlich auch schon Erfahrung in der Rolle eines jungen Paters aus Soko Donau mit.
Markus: Stimmt! Das ist jetzt schon meine zweite Novizen-Rolle. Ich glaube, diese Rolle bei Soko Donau 2015 war tatsächlich eine der ersten Dreherfahrungen von mir. Als dann an einem Tag ein Anruf von Benjamin kam, und er mir von dem Film und der Rolle erzählt hat, war ich sofort interessiert. Es klang einfach spannend.
Hillevi: Wie war denn die Arbeit an „Impetus“ für dich?
Markus: Großartig! Diese fünf Drehtage waren für mich unglaublich schön. Es war eine Ruhe am Set, eine Konzentriertheit. Man hat gemerkt: Alle wollen das. Alle wollen ein gutes Produkt, einen guten Film. Obwohl bei Filmarbeiten grundsätzlich alles oft sehr schnell gehen muss, hatte ich immer das Gefühl, dass Benjamin sich trotzdem viel Zeit für uns genommen hat. Wir haben pro Tag um die acht Minuten Film gedreht, was noch mehr ist als in jeder Serie (da sind es um die 6-7 Minuten Film) wo generell schneller gedreht wird. Und dennoch hatten wir genügend Zeit uns während des Drehs auszutauschen und die letzten Feinheiten der Rolle auszuarbeiten. Das war für mich schon besonders.

Hillevi: Hat Benjamin dich hier frei spielen lassen, also mit mehr Interpretationsraum oder hat er dich doch in der Rolle geführt?
Markus: Am Set selbst musste er das gar nicht, weil wir vorweg schon einen gemeinsamen Weg gefunden hatten. Alles war gut abgesprochen. Schon bevor die erste Klappe fiel, hatten wir bereits eine gemeinsame Meinung. Zwischen den zwei Drehblöcken haben wir dann noch einmal ausführlich miteinander gesprochen, wie wir manche Szenen sehen, weil man eben wenig Zeit am Set hat. Und weil ich auch alles rausholen wollte was geht in diesen wenigen Tagen.
Hillevi: In Zeiten von Corona einen Film zu drehen ist sicher schwieriger als sonst, oder?
Nora: Es hat das Ganze natürlich nicht leichter gemacht. Es war eine große Challenge, in Corona-Zeiten zu arbeiten und zu drehen. Aber ich bin sehr stolz auf uns, das gesamte Team war sehr diszipliniert, man hält definitiv noch mehr zusammen.

Hillevi: Erzählt mal, wie das in der aktuellen Situation so läuft am Set.
Nora: Es ist auf jeden Fall ein Mehraufwand. Ich hab zum Beispiel im Vorfeld nahezu täglich mit der WKO telefoniert. Im Sinne von „Wie sieht es mit Dreharbeiten im November aus? Was dürfen wir, was nicht? “. Dreharbeiten können natürlich nur unter der Einhaltung von Hygienemaßnahmen stattfinden unter anderem heißt das Coronatests für die gesamte Cast und Crew und erhöhte Reinigungs-und Desinfektionsvorgänge.
Benjamin: Es war uns wichtig, dass alle am Set sicher sind und sich auch sicher fühlen. Deshalb haben wir auch immer auf den Mindestabstand geachtet und am Set herrschte Maskenpflicht während des gesamten Drehzeitraums.
Hillevi: Markus, du hattest ja das Vergnügen mit Felix Stichmann und Johannes Seilern an deiner Seite zu spielen. Wie war die Zusammenarbeit?
Markus: Es war sehr angenehm mit diesem Cast zu arbeiten! Wir hatten viel Spaß am Set. Besonders gefreut hat es mich, mit dem Johannes wieder zu arbeiten. Wir haben ja schon gemeinsam in meinem letzten Kinofilm „Erik und Erika“ gespielt.

Hillevi: Wie kam es eigentlich zur Auswahl des Titels „Impetus“?
Benjamin: Der Impetus-Titel ist tatsächlich eine Wortschöpfung von mir, die sich auf ein philosophisches Konzept des französischen Schriftstellers und Evolutionstheoretikers Henri Bergson bezieht, der in den 1920er Jahren den sogenannten „Schwung des Lebens“ beschrieben hat. Das ist eine Kraft, die alle Lebewesen dazu bewegt, sich weiter zu entwickeln und besser zu werden. Ich fand das eigentlich eine schöne Metapher.
Hillevi: Ist dieses Impetus-Konzept auch heute noch relevant?
Benjamin: Ich glaube sogar es ist heute noch relevanter als damals. Beim Impetus geht es darum seinen Platz im Leben zu finden, und zwar den, der das meiste Weiterkommen sicherstellt – nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Allgemeinheit. Heute ist man oft daran interessiert, was einen vor allem selbst weiterbringt. Das war im Jahr 1927 noch anders. Im Film beschäftigt genau diese Suche nach dem größtmöglichen Weiterkommen die Protagonisten. Vielleicht könnten wir uns von ein paar Dingen aus der damaligen Zeit noch inspirieren lassen.
Nora: Man könnte sogar sagen, dass Benjamin und ich uns nur deshalb für dieses Projekt gefunden haben, weil wir unserem Impetus gefolgt sind. Wir kannten uns bis vor wenigen Monaten nämlich noch gar nicht.

Markus: Das hat mich so überrascht, dass die beiden sich vorher nicht kannten. Am Set hat es immer so gewirkt als würden sie sich schon ewig kennen. Sie waren ein eingespieltes Team von Anfang an.
Hillevi: Wie habt ihr euch kennengelernt?
Nora: Benjamin hat auf Facebook einen Aufruf gemacht und nach einem „Partner in Crime“ für das Projekt gesucht.
Benjamin: Ich wusste anfangs nicht ganz wie ich den Job ausschreiben sollte. Ich habe jemanden gesucht, der mit Erfahrung, Wissen und Elan mit mir dieses Projekt auf die Beine stellt. Und Nora vereint all das in einer Person. Es hat viel Spaß gemacht mit ihr zu arbeiten. Da hatte ich viel Glück.
Nora: Wir haben in kurzer Zeit viel geschafft. Das klappt nur mit Teamwork. Wir hatten das Glück, dass wirklich alle bei „Impetus“ am selben Strang gezogen haben.
Benjamin: Wir sind einfach unserem Impetus gefolgt. Wir wollen Filme machen.

Ganz coronakonform haben wir dieses Interview über Zoom abgehalten. Und weil es so nett war und wir uns lange unterhalten haben, musste ich das Ganze ein wenig kürzen. Ein riesengroßes Dankeschön an Nora Hofmann, Benjamin Knöbl, und Markus Freistätter, die sich alle ausreichend Zeit genommen haben um all meine Fragen zu beantworten. Es war mir eine Freude!
Weitere Infos zu Filmemacher Benjamin Knöbl: www.bknoebl.com/

Fotocredits Setfotos:
Daniel Opocensky, Adrian Ross

BESETZUNG
Regie: Benjamin Knöbl
Kamera/DOP: Sebastian Thaler
Licht: Jörg Mohr & Levi Tauchner
Sound: Sergey Martynyuk
Kostüm: Alexandra Fitzinger
Maskenbild: Petra Pogats
Ausstattung: Clemens Ritschka
Produktionsleitung: Nora Anna Hofmann
MIT
Paulinus: Markus Freistätter
Jakob: Felix Stichmann
Abt: Johannes Seilern
Maria: Valentina Waldner
Pepi: Simone Fuith
Aloisius: Uli Pleßmann (DE)
Johannes: Daniel Senuik (DE)

FILMINFOS
Laufzeit: 25 Minuten
Drehzeitraum: 25., 26. Oktober, 7., 8. November
Ausstrahlung: Frühjahr 2021
Drehorte Burgenland:
Paulinerkloster Baumgarten
Pfarrkirche Draßburg
Dorfmuseum Mönchhof (Bezirk Neusiedel)
Bauernhaus in Pöttelsdorf
Drehort Niederösterreich:
Kapuzinerkloster Wiener Neustadt

4 Comments
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