STOCKHOLM, DAS SCHICKE VENEDIG DES NORDENS
Venedig ist immer eine Reise wert, sagt man. So gehört Stockholm – die schönste Hafenstadt des Nordens – auch auf die Liste der schicksten und sehenswertesten Städte der Welt. Hillevi Hofmann über das Heimkommen in die Stadt ihrer Kindheit.
Über 40 Jahre mussten vergehen, ehe ich es zurück in meine „alte Heimat“ Stockholm (= Baumstamm/Kleine Insel) geschafft habe, jene Stadt, in der ich als Kleinkind aufwachsen durfte. Immer wieder frage ich mich, wieso es eigentlich so lange gedauert hat, zurückzukommen. Denn diese Stadt ist bezaubernd. Die Menschen offenherzig, aufgeschlossen und hilfsbereit. Anders als in Wien kann man dort lange nach einem grantigen Kellner suchen.
Fragt man nach dem Weg, sind die Schweden mehr als zuvorkommend. Hier hält einem noch Jedermann die Türe auf. Und ist man einmal von der frischen Meeresluft schlapp, gibt es an jeder Ecke frischen Café – für ein Lächeln oft sogar kostenlos. Denn niemand trinkt mehr Café in Europa, als die guten, alten Schweden.
Wer noch nie im hohen Norden war, dem sei gesagt: es ist zwar teuer, aber nicht unleistbar. Auch für kleinere Geldbeutelbesitzer, Künstler und Studenten. Hat man nicht vor im Grand Hotel zu wohnen, gibt es hier jede Menge cooler Hostels und Hotels. Wer zudem entdeckungsfreudig ist, kann zum Beispiel auf der MS Birger Jarl (war übrigens der Gründer Stockholms!) wohnen, einem entzückenden Schiff am Kai von Södermalm (= Südinsel, gleich neben der Altstadt Gamla Stan). Der Vorteil: die Kabinen sind sauber, das Schiff wackelt nicht, die Kosten (mit Gemeinschaftsbad) richtig günstig.
Will man den Sanitärbereich nicht teilen, gibt es Kabinen um Euro 90.-/Nacht. Auf Södermalm zu wohnen ist in. Denn hier leben neben zahlreichen Künstlern, Schauspielern und Poeten auch noch 60% Singles!
Nach dem Check-in an der Schiffs-Rezeption, geht es auch gleich weiter in Richtung Altstadt (Gamla Stan). Dort ist jedes Geschäft ein kleines Kunstwerk. Nicht nur, dass die Schweden (und Skandinavier allgemein) ein ausgeprägtes Gespür für schönes Design haben, sie haben auch jede Menge Humor (oh Deer). Hat man erst einmal die längste Einkaufsstraße (Drottninggatan) hinter sich (ganze 8 Kilometer lang!), fängt der Geldbeutel auch schon an zu glühen. Denn abseits von H&M & Co gibt es hier richtig schicke Läden.
Wer günstig essen will, sollte am besten auf chinesische Mittagsbuffets zurückgreifen. Man bezahlt umgerechnet Euro 10.-, bekommt ein erstklassiges Meeresfrüchtebuffet, Wasser, Café, Sushi und Nachspeise inklusive. Anschließend kann man gestärkt bei einer Hop On Hop Off Tour die Sehenswürdigkeiten Stockholms erkunden. Die Fahrer sind charmant und hilfreich, was Insiderinfos angeht. Sie sagen dir auch jederzeit, wo es sich lohnt auszusteigen und wo nicht.
Wer wie ich ein ewiges Kind ist, sollte unbedingt einen Ausflug nach Gröna Lund, dem Tivoli Park Stockholms, wagen. Zwar sperrt dieser erst Ende April auf, dennoch hat man dieses Vergnügungsviertel sofort ins Herz geschlossen. Überhaupt ist die Insel Ddjurgården (=Tiergarten), wo sich auch Gröna Lund, Skansen, das Vasamuseet (sprich „Wossa“!!!) Museum, Hasselbacken (ungelogen das schönste Caférestaurant der Welt!), der Cirkus, das Nordische Museum, das Vikinger Museum Vikingaliv (Thor lässt grüßen), das Schnapsmuseum und diverse andere Schmuckstücke befinden, für mich das Herzstück Stockholms.
Mit der Fähre kommt man von Slussen (= Schleuse; im Moment auch die größte Baustelle Stockholms), gleich in der unmittelbaren Nähe von Gamla Stan und dem Schiff MS Birger Jarl, mit nur Euro 4,40.- am schnellsten nach Djurgården und Gröna Lund.
Was einst die größte Kleinstadt war, ist heute die kleinste Großstadt Europas. Man kann im Grunde alles zu Fuß besichtigen. Schneller geht es natürlich via Tunnelbåna (= U Bahn), Bus, Hop On/Hop Off oder Fähre. Dennoch sollte man diese Stadt auch unbedingt zu Fuß erkunden. Alleine, um im schicken Sjöcafeet (Strand/Seecafé) bei einem Glas Wein (mindestens 100 Kronen für ein Achterl!) die herrlichen nordischen Götter der Brücke Djurgårdsbron nebenan oder den blitzblauen Eingang zum Lustgarten vis á vis zu genießen. Apropos Genießen: Auch wenn die Schweden allesamt schlank, wunderschön und gut trainiert sind, gönnen sie sich doch zumindest einmal am Tag etwas Besonderes: FIKA!
Das ist jetzt nicht, was die meisten Deutschsprachigen wohl zuerst im Sinn haben. Denn Fika ist jene Zeit des Tages, wo sich jeder Schwede Zeit für Café und eine Süßspeise nimmt, in den meisten Fällen eine Zimtschnecke (Kanelbullar). Jeder Schwede hat Anrecht auf mind. 30 Minuten Mittagspause. Die höchst soziale Institution Fika passiert meist am Nachmittag und man möchte gar nicht recht glauben, dass schwedische Frauen sich jeden Tag diesen süßen Luxus gönnen und dennoch derart schlank und ansehnlich sind.
Folgende Sehenswürdigkeiten sollte man unbedingt gesehen haben: die Oper Kungliga Operan (die etwas Wohlbetuchteren können ja auf ein Glaserl Wein in den noblen Opernkeller Operakällaren gehen), das unglaublich schöne Theater Kungliga Dramatiska Teatern (wo einst schon Ingrid Bergman, Max von Sydow und Ingmar Bergman gearbeitet haben), den Königspalast (Kungliga slottet) mit der Wachablöse (Achtung: die Königsfamilie wohnt hier nicht mehr, die wohnen seit den 1980er Jahren auf Schloss Drottningholm!), das Einkaufsparadies Karlaplan mit einem Supermarkt wie im Schlaraffenland, die Esplanade, Skeppsholmen, Djurgården, Gröna Lund (mit Abba Museum und Abba Party „Mamma Mia“ wer es gerne lauter hat), Stadshus (=Rathaus), Kastellholmen (dort weht jeden Tag die schwedische Fahne zum Zeichen, dass sich Schweden im Frieden befindet!) , Strandvägen (nobelhobel), Lidingö (mit seinen schicken kleinen roten Häusern), das Hotel Foresta ebendort, Junibacken, Normalm, Östermalm…und und und.
Der Ausblick aus dem Hotel Forester auf Lidingö ist übrigens atemberaubend. Als ich den Speisesaal des einstigen Kulthotels betreten habe (Sammy Davis Jr. und May Britt weilten schon hier), servierte man mir umgehend (gratis!) Café. Nicht einmal Trinkgeld wollten die freundlichen Damen annehmen. Wer hier wohnt, kommt auch heute noch auf seine Kosten, denn obwohl das Hotel schon bessere Jahre gesehen hat, spürt man den luxuriösen Hauch vergangener Jahrzehnte. Nicht zu vergessen: Millesgården (tolles Kunstmuseum mit Skulpturengarten) befindet sich gleich nebenan.

Ich könnte eigentlich noch ewig über diese Stadt schreiben, die mich vom ersten Augenblick an in ihren Bann gezogen hat. Besonders berührt hat mich aber, jene zwei Häuser auf Lidingö (Svalvägen und Högsätravägen) zu besuchen, in denen ich als Kleinkind Anfang der 1970er Jahre gewohnt habe. Am Weg zurück zur Lidingöbanan hatte ich für einen kurzen Moment eine Art Flashback.
Einen Moment der Wiedererkennung. Wie oft zuvor in meinen Träumen. Jene Stelle, wo ich als Kind wohl oft Richtung Innenstadt gefahren bin, die mir bis heute unvergesslich geblieben ist. Ein tröstlicher Gedanke. Und ein Gefühl der Wärme, des Heimkommens („komma hem“). Die Wurzeln der ersten Lebensjahre gefunden zu haben: ein schönes Gefühl.
Übrigens: am Schnellsten von und zum Stockholmer Flughafen Arlanda geht es mit dem Arlanda Express in nur 20 Minuten in die City (Cityterminalen). Zurück in Wien fehlt mir plötzlich: die frische, kühle Meerluft, die zahlreichen kleinen Inseln mit ihren schicken, weißen Booten, das Geschrei der Möwen, die Freundlichkeit der Schweden, das schicke, allgegenwärtige Design und dass man von all den schönen Männern generell „Älskling“ (=Liebling/Darling) genannt wird. Die zahlreichen Radfahrer, die einem warnend „Hej allihopa“ zurufen wenn man auf ihrer Radspur geht und dabei dennoch lächeln. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem (kleinen) Tränchen im Auge bin ich nach zwei erlebnisreichen Tagen wieder zurück nach Wien geflogen.
Stockholm ist eine traumhaft schöne Stadt, denn sie besitzt eine selten schöne Lage durch die Einbettung zwischen See, Meer, Schären, Wäldern und hohen Felsen, nur eben etwas kühler als Venedig.
Jag kommer tillbaka! / Ich komme wieder!
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