Bereits zu Saisonbeginn hat das kleine Kult-Theater BRONSKI & GRÜNBERG am Wiener Alsergrund seinem Publikum mit einem „eventuell neuen Oley-Stück“ den Mund wässrig gemacht. Und es wäre nicht Dominik Oley, hätte er es nicht tatsächlich geschafft. Dieser Mann ist eine buchstäbliche Schreibmaschine auf zwei Beinen. Mit „Die roten (nicht „toten“!) Augen von London oder Tote Millionäre“ brachte das Bronski am vergangenen „Golden Globes“-Sonntag nun tatsächlich einen Edgar Wallace-Klassiker im typischen Oley-Stil auf die Bühne. Natürlich wie immer sehr, sehr frei nach der deutschen Kriminalfilm-Vorlage.
Wir schreiben das Jahr 1952. In der Britischen Hauptstadt wird ein nervlich höchst angespannter Scotland Yard-Kommissar (Fritz Hammel) mit der Aufklärung zweier mysteriöser Todesfälle betreut. Zwei hochbetagte Millionäre sind auf seltsame Weise in der Themse ertrunken. Seltsam? Of course, denn die Leichen haben immerhin knallrote Augen.
„Neurotik ist auch eine Form von Erotik“
Für den „trenchgecoateten“ Columbo-Kommissar kein leichtes Unterfangen, wurde seine neurotisch-erotische Doppel-Null-Agentin Colt (großartig: Kimberly Rydell) doch erst kürzlich vom Dienst suspendiert, nachdem sie die ehemalige Britische Innenministerin beim „Lobby-Cocaining“ in Spanien hochgehen hat lassen. (Gemeinsamkeiten mit so manch heimischen Politiker sind rein zufällig!). Diese vergnügt sich im Zwangsurlaub mit einem französischen Kellner, indessen ihr Geliebter, der Chefpathologe, in London an den toten Millionären rumschnippselt (beide perfekt gespielt vom großen Stefan Lasko).
Während man also mehr schlecht als recht ermittelt und viel lieber Einkäufe im Londoner Kaufhaus „Carrots“ erledigt, steht ein kleines Theater am Londoner West End kurz vor der Schließung. Die einzige Subvention kommt von einem unbekannten (blinden) Spender (Gerhard Kasal), der jedes Monat einen Umschlag mit Geld durch einen ebenso blinden Boten (Seminarist Elias Krischke glänzt hier gleich in mehreren Rollen) überbringen lässt.
„Alles Roger Moore, du Hur‘!“
Und weil man sich für die jahrelangen Spenden bedanken will, folgen die zwei Theatermacher (Daniela Golpashin und Florian Carove in sprachlich wie komödiantischer Höchstform) dem mysteriösen Boten schließlich in ein Blindenheim, welches von einer äußerst rigorosen Ordensschwester geführt wird (köstlich religiös entgleist: Elisa Seydel).
Im selben Haus wie das Blindenheim befindet sich übrigens auch eine große Versicherungsgesellschaft, bei der „ganz zufällig“ jene zwei Millionäre versichert waren, die jetzt im Leichenhaus schlummern. What a coincidence!
Inzwischen wurde Colts Suspension aufgehoben und die wortgewaltige Superagentin macht Tabula Rasa. „Zack, Zack, Zack-ig“ folgt eine aberwitzige James Bond-Persiflage, mit viel Situationskomik- & schwarzhumorigster Rhetorik. Im Keller versteht sich, denn da lacht es sich ja bekanntlich am Besten.
„Zack, Zack, Zack, Schwester Kack„
Die bitterböse Ordensschwester und Schwester des blinden Gönners (Kasal) sieht plötzlich rot, fesselt Theaterleute wie Kommissare an den Chlorkessel und beißt nach einer fiesen Schlummerpfeil-Attacke unschön ins Gras, bzw. fällt selbst in den augenrötenden (aha!) Kessel. Die seltsamen Verstrickungen entwirren sich und die Gerechtigkeit siegt. Auch wenn die Idee, den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben nicht erst seit Robin Hood die Schlechteste ist. Der reiche Gönner geht dennoch in den Knast. Passt!
+++FAZIT+++
Dominik Oley’s Stücke passen ins Bronski wie der Prater zu Wien.
Sein Ensemble sprüht vor Spielfreude, die Kostüme von Julia Edtmeier und Sigrid Dreger passen makellos ins angenehm britische Bühnenbild von Gabriel Schnetzer. Verbalergüsse und Sprachorgasmen sind Oleys Spezialität. Die Mischung aus derbem Humor und feiner Pointiertheit funktioniert in dieser Schnelligkeit natürlich nur mit einem Oley-erfahrenen Ensemble. Das hat man ja schon bei „My funny Valentino“, „Titanic“ und „Exorzist“ erleben dürfen.
In Zeiten wie diesen bleibt uns nur zu Wünschen übrig, dass wir auch weiterhin mit so erfrischenden, klugen Oley-Stücken und ebenso vergnüglichen Theaterabenden beschenkt werden mögen.
Das Publikum dankte es den „Bronskianern“ jedenfalls mit einem nicht enden wollendem Applaus. Unterhaltungswert vom Feinsten – mit der richtigen Prise an politisch aktuellem Alltagszynismus und Schenkelklopfer-Humor.

BESETZUNG / DIE SPIELAGENTEN
Florian Carove, Daniela Golpashin, Fritz Hammel, Gerhard Kasal, Elias Krischke, Stefan Lasko, Kimberly Rydell und Elisa Seydel
Bühne: Gabriel Schnetzer
Kostüm: Julia Edtmeier & Sigrid Drege
5. Jänner 2020 – PREMIERE
8./ 11./ 14./ 15./ 20./ 25./ 30. Jänner
8./ 9./ 10./ 23./ 24. Februar
24./ 25./ 26./ 29. März
BRONSKI & GRÜNBERG THEATER
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