Nach dem großen Kinoerfolg von 2017 bringt Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger die krass sympathische Ausländerkomödie „Die Migrantigen“ auf die Bühnenbretter der Kammerspiele. Regie bei der Bühnenversion von Arman T. Riahis, Aleksandar Petrovic‘ und Faris Rahomas Erfolgsfilm führte der in Thessaloniki geborene Theaterregisseur Sarantos Georgios Zervoulakos.
Herbert Föttinger hat wiedermal bewiesen, dass Film auch auf der Bühne funktionieren kann. „Die Migrantigen“ passen so herrlich zu den Kammerspielen, wie der Naschmarkt zu Wien. Man kann davon ausgehen, dass die rasante Komödie zum Renner der Saison wird.
Kammerspiel-Bäm, Oida!

Auch wer den Film nicht gesehen hat wird sie wahrscheinlich kennen: Benny und Marko, zwei Wiener Vorzeige-Bobos, die aus der Not heraus für eine TV-Problembezirk-Doku zwei kleinkriminelle Ausländer vortäuschen. Der eine, Benny (spektakulär: Luka Vlatkovic), leidet als Schauspieler mit ägyptischen Wurzeln darunter, immer nur als Quotenausländer gecastet zu werden. Marko (sensationell: Jakob Elsenwenger), der perfekt integrierte Kroate hingegen mimt den „TV-Tschusch“ nur, um sein „Ing Wer“ Start-up zu retten.

Immerhin wird er bald Vater und muss die laufenden Pfändungen vor seiner hochmotivierten Freundin Sophie (köstlich: Gioia Osthoff) verbergen. Denn alleine das „Hypno-Birthing“ kostet ja schon 800.- Kröten. Um ihre Rollen im TV möglichst authentisch rüberzubringen, lassen sich Benny und Marko vom „Ghetto-Oberchecker“ Juwel (Wilhelm Iben) coachen. „Gemma Wettbüro, Oida“, das Codewort für den Grätzl-Fight Club, der sich unter dem gut getarnten Dönerladen Oncels befindet. Extreeeeme Probleeeeeme vorprogrammiert.

„Entdeckt“ werden die beiden Chaoten übrigens zufällig am AMS von TV-Reporterin Marlene Weizenhuber (Doris Schretzmayer) alias „Weizi“. Das Arbeitsmarktservice Rudolfsgrund ist Tummelplatz der perfiden, semi-gestrandeten Existenzen, welches die beiden eigentlich nur durch Zufall besuchen.
Da wären einmal die zum Schreien komische Putzfrau Romana (was für eine geile Performance von Susanna Wiegand!), die vorerst nur bis zum 29. September (!!!) – mal links, mal rechts und auch brav in der Mitte – putzt. Dann Marko’s Slivovitz-getränkten Vater Bilic (Pitschka madre, spielt der gut: Ljubisa Lupo Grujcic), der seine Pflegerinnen ebenso oft wechselt wie seine Unterhosen sowie die zwei unterschiedlichen Streithähne Oncel („Ontschel“ nicht Onkel!) (Özaydin Akbaba) und Frau Weber (Martina Spitzer).
Denn Oncel hat Webers Ösi-Marktstandl in eine Dönerbude verwandelt und diese rächt sich nun als neu aufgestellter Marktamts-Scheriff bei ihm. Schon erwähnenswert, wenn zwei Nicht-Bühnenprofis (Akbaba und Spitzer) eine Doris Schretzmayer mit ihrer Performance in den Schatten stellen. Denn diese agiert an diesem Abend erschreckend hilflos und laienhaft. Theater ist halt doch nicht Film (dort war sie ja großartig).
Damit das falsche Spiel also nicht auffliegt, bauen sich die zwei Neo-Immigranten die nur so vor Klischees und Vorurteilen sprühenden Identitäten „Tito“ und „Omar Sharif“ (ja, genau wie der Schauspieler) auf. Luka Vlatkovic und Jakob Elsenwenger spielen mit einer so gut pointierten Komik, dass man ihnen andauernd Szenenapplaus schenken möchte.
Ein absolutes Highlight ist auch Gioia Osthoff, die sich, trotz ihrer straffen Geburtsvorbereitungen für Marko und dessen Start-up/“Ständer“-Firma als äußerst geschäftskluge Nutte ins Zeug legt. Denn wer möchte nicht einen „Ing Wer“ Saft, der aus einem kleinen Schwanzi eine riesengroße Gurke zaubert? (Unfassbar, mit was für einer erfrischenden Spielfreude Gioia Osthoff hier über die Bühne wirbelt und das gesamte Publikum mitreisst).
Martin Niedermair brilliert (wie immer!) in der Rolle des „ORG“-Senderchefs Grün. Der Vollblutkomödiant wirft Sätze wie „Ausländer raus, das ist ein Inlandsgespräch“ so brachial zackig in die Menge, dass man dem xenophoben Senderchef gar nicht so richtig böse sein kann. „Zack, zack, zack, Oida!“ Sonst bist‘ deinen Job schneller los als du blöd schauen kannst.
Gelacht wurde während dieser kurzweiligen eineinhalb Stunden genug. Da reichte schon ein „Ciao“ von Tamim Fattal als italienischer Kameramann.
Als die Realität sie schließlich einzuholen droht, sehen sich Benny und Marko erstmals mit ihrem eigenen, nie wirklich aufgearbeiteten „Migrationsschicksal“ konfrontiert. Papa Bilic mimt für die „Fake-Doku“ den Grätzl-Paten „Jugo Betrugo“, rettet mit seinen Ersparnissen die Firma seines Filius.
Die Live-Übertragung aus dem Ghetto eskaliert und schließlich und endlich wird man sogar für eine Romy nominiert. Weizi und Grün ernten die Loorbeeren für eine Doku, die einigen Rudolfsheimern krass geschadet hat. Zu guter Letzt versuchen Benny und Marko die Situation noch live zu de-eskalieren, doch was ist schon Wahrheit und was Trug?
Migrationshintergrund am Rudolsgrund
Herbert Föttinger hat wiedermal bewiesen, dass Film auch auf der Bühne funktionieren kann. „Die Migrantigen“ passen so herrlich zu den Kammerspielen, wie der Naschmarkt zu Wien. Man kann davon ausgehen, dass die rasante Komödie zum Renner der Saison wird. Kammerspiel-Bäm, Oida!
Die Live-Übertragung aus dem Ghetto eskaliert und schließlich und endlich wird man sogar für eine Romy nominiert. Weizi und Grün ernten die Loorbeeren für eine Doku, die einigen Rudolfsheimern krass geschadet hat. Zu guter Letzt versuchen Benny und Marko die Situation noch live zu de-eskalieren, doch was ist schon Wahrheit und was Trug?
„Legal / illegal / scheißegal“
Herbert Föttinger hat wiedermal bewiesen, dass Film auch auf der Bühne funktionieren kann. „Die Migrantigen“ passen so herrlich zu den Kammerspielen, wie der Naschmarkt zu Wien. Man kann davon ausgehen, dass die rasante Komödie zum Renner der Saison wird. Kammerspiel-Bäm, Oida!
FAZIT: Ein Top-Ensemble, das vor Spielfreude nur so sprüht! Verdiente Standing Ovations und langer Applaus für einen durch und durch gelungenen Theaterabend.
Der anschließenden Premierenfeier im Raiffaisen-Haus wohnten jede Menge Prominenter bei, darunter Simpl-Chef Michael Niavarani, „TdJ“-Direktor Thomas Birkmeir, Künstleragenturchefin Marika Lichter. Weiters der „Migrantigen“-Filmdarsteller Faris Endris Rahoma sowie Schauspieler Stefano Bernardin und Kollegin Jennifer Newrkla. Auch Hausherr Herbert Föttinger schaute nach seiner „Jacobowski“-Vorstellung im Haupthaus noch vorbei.